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Scherpenberger „Dönekes“

von Edgar Schmitz

„Name?“ „Scherpenberg!“ „Wohnhaft?“ „In Scherpenberg!“ „Straße?“ „Scherpenberger Straße 1, 2, 3!“ An diese scherzhaften Fragen erinnert sich Bruno Klein, wenn Bauer Scherpenberg früher nach seiner Adresse gefragt wurde. Diese Anschrift, heute van gen Hassend, scheint der Ursprung für den Stadteilnamen Scherpenberg gewesen zu sein. Nach alten Flurkarten muss das Geschlecht der Scherpenbergs schon vor 1679 hier ansässig gewesen sein.


Eine planmäßige Bautätigkeit setzte in Scherpenberg erst ab 1930 ein. Die Stadt Moers hatte hier großen Grundbesitz und bot für 1 Mark je qm jedem Arbeitslosen Bauland zur Errichtung eines Siedlungshäuschens an. Da alles in Eigenleistung von den fleißigen und ehrgeizigen Siedlern erstellt wurde, kostete ein Haus ohne Grundstück sage und schreibe 2250 Mark.


Buchstäblich „auf die Palme“ gebracht hat die Scherpenberger der hart umkämpfte „Bahndamm“, der noch vor dem ersten Weltkrieg mit Hilfe von italienischen Gastarbeitern fertig gestellt wurde. Der Familienname Chiradia erinnert daran, dass einige Gastarbeiter aus dieser Zeit in Scherpenberg eine zweite Heimat fanden. Im 2. Weltkrieg war der Bahndamm wiederholt Ziel von Bombenangriffen. Aber nicht die Bahnlinie wurde getroffen, sondern die Häuser an der Cecilienstraße.


„Achsenbruchstraße“ nannte der Volksmund die damalige Aktienstraße und spätere Homberger Straße. Große Lindenbäume säumten die Hauptstraße von Moers nach Homberg. Das Katzenkopfpflaster und die großen Schlaglöcher brachten ihr diesen Spitznamen bei. Wenn Direktor Pattberg von Rheinpreußen mit seiner allerdings Gummi bereiften Kutsche nach Moers fuhr, konnte man das Hufgeklapper noch bis zur Alexanderstraße hören.


Bei Mißmahl (heute Drewelow) gab es Petroleum und Kolonialwaren. Im Sommer verkaufte Mißmahl Speiseeis auf der Kirmes. Erwähnt werden sollte auch noch der alte Pütt an der Ecke Viktoriaund Cecilienstraße. Dort zog man noch das Wasser mit Kette und Eimer hoch.


Der inzwischen verstorbene Reporter Heinrich Alt erinnert sich in der NRZ vom 30.4.1977 an das Scherpenberger Schulleben in den zwanziger Jahren: „Im Winter spazierten wir, angetan mit Klompen von der Bergarbeitersiedlung aus zu unseren Schulen. Stockfinstere Nacht um 7.15 Uhr herum, die wenigen Funzeln in der damaligen Kolonie verhinderten allenfalls, dass man nicht in einem Vorgarten auskam. In den schlimmen Jahren, als es in Deutschland 6 Millionen Arbeitslose gab, waren in der im preußischen Kasernenstil erbauten „Steinschule“ (Schule am Schacht IV) eines Tages 100 „Schupos“ einquartiert worden, die die unangenehme Aufgabe hatten, auf die Bergleute „dreinzuschlagen“, falls es ihnen einfallen sollte, bei dem damaligen Streik „aufzumucken“.


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Übernommen aus der Chronik: Scherpenberg „Einst und Heute“ Mit freundlicher Genehmigung der Autoren: Georg Dada und Jochen Autrata (beide verstorben). Die Mundartgeschichten stammen vom Mundartschriftsteller Georg Kreischer aus Baerl (mit seiner Genehmigung)

Quelle Heimatsammlung Edgar Schmitz