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Der Turnverein Scherpenberg von 1896

Willi Thelen/Edgar Schmitz

Im Juni 1896 gründeten 17 turnfreudige Männer in Hochstraß Scherpenberg einen Turnverein und wählten Friedrich Bruns zu ihrem ersten Vorsitzenden. Die Turngeräte wurden vom Schmiedemeister Tiggelkamp von der Eichenstraße angefertigt und geturnt wurde nur bei schönem Wetter, da noch kein Saal in Scherpenberg zur Verfügung stand. Die erste Fahne wurde 1900 im Saale Schroer in Hochstraß geweiht. 1908 baute Wilhelm Brinkmann einen Saal an seiner Gaststätte an der Scherpenberger Straße an. Ab diesen Zeitraum fanden die Turnübungen dort statt. Etliche Turnwettbewerbe wurden auch dort abgehalten, die von vielen Nachbarvereinen besucht wurden. Bei Turnfesten wurden Pyramiden bis zu fünf Etagen gebaut.


Durch den Ersten Weltkrieg wurde der Turnbetrieb eingestellt und 63 Turnmitglieder wurden zum Kriegsdienst eingezogen. Von diesen kehrten 19 Mitglieder nicht mehr in die Heimat zurück. Da der Saal von Brinkmann durch belgische Besatzungstruppen belegt wurde, siedelte der Verein zur Wirtschaft Heister am Karlsplatz um, und es wurde wieder im Freien geturnt. Das 25-jährige Vereinsjubiläum wurde in einem Festzelt vom 10. 12. August 1921 in Scherpenberg gefeiert. Der Verein hatte jetzt 123 Mitglieder.


Als sich 1921 Teile des Vereins zu einem Fußballverein zusammenschlossen und der Saal der Wirtschaft Heier in Hochstraß von den Besatzungstruppen geräumt wurde, fanden die Turnübungen dort statt. Von 1910-1923 hatte der Verein auch ein eigenes Tambourkorps. 1926 wurde eine Turne-

rinnenabteilung gegründet die noch heute im Jahre 2011 besteht. Im März 1926 wurde von den Vereinsmitgliedern Georg Köhler und Franz Zurek eine Gedenktafel für die gefallenen Mitglieder angefertigt, die am 21. August 1926 feierlich durch den Ehrenvorsitzenden Heinrich van gen Hassend eingeweiht wurde.


Der Verein zog 1928 wieder zur Gaststätte Brinkmann an der Scherpenberger Straße um. 1933 trat der Verein der „Deutschen Turnerschaft“ bei. Im März 1935 wurde die Ortsgruppe des „Reichsbundes für Leibesübungen“ gegründet und im November 1935 die „Deutsche Turnerschaft“ aufgelöst, sowie die angeschlossenen Vereine dem „Reichsbund für Leibesübungen“ angegliedert. Das 40-jährige Bestehen wurde vom 22. 24. August 1936 im Saale Brinkmann gefeiert.

Auf Drängen des damaligen Ortsgruppenleiters der NSDAP Otto Bruske und dem Leiter des Fußballvereins Dietrich Hufen geschah der Zusammen-

schluß des Turnund Fußballvereins von 1921. Aber es stellte sich bald heraus, daß Fußball und Turnen nicht zusammen harmonieren, und so trennte man sich schon nach 9 Wochen wieder.


Am 1. September 1939 brach der 2. Weltkrieg aus, und da sofort sämtliche Vereinsmitglieder eingezogen wurden, fand im August 1941 die letzte Versammlung statt. Der Saal Brinkmann und die Turnhalle wurden zerstört. Da die Vereinsfahne beim Mitglied J. Gilbers lagerte, ging auch diese bei einem Bombenangriff verloren. 11 Mitglieder kehrten aus diesem Krieg nicht mehr zurück. Schon 1948 wurde der Turnbetrieb wieder aufgenommen und schon 1953 waren beim „Deutschen Turnfest“ in Hamburg 11 Mitglieder dabei. Die Ehrentafel wurde von Georg Köhler und Franz Zurek für die gefallenen Mitglieder erweitert. Das dafür benötigte Eichenholz stellte „Rheinpreussen“ zur Verfügung. Die Einweihung der Tafel geschah durch den Kreisvorsitzenden Karl Kleinjung. Gleichzeitig mit dem 60 jährigen Vereinsjubiläum wurde am 16. Juni 1956 die neue Vereinsfahne im Saale Brinkmann durch den Kreisvorsitzenden Eugen Monreal geweiht. Da der Saal Brinkmann ab 1960 vermietet wurde, wechselte man zur heutigen Astrid-Lindgren-Schule in die dortige Turnhalle, wo auch noch im Jahre 2011 geturnt wird. Das Vereinslokal war ab dieser Zeit die Gaststätte „Grünewald“.


Im Juli 1970 entschlossen sich der TV Scherpenberg, SV Scherpenberg, TV Hochstraß und der neu gegründete TV Westerbruch zu einem Zusammenschluss unter den Namen TuS Moers. Nach gegensätzlichen Auffassungen führte es jedoch 1983 zur Trennung der Turner und Fußballer. Während die Fußballer wieder den Namen SV Scherpenberg 1921 übernahmen, gründeten die Turner 1983 unter Vorsitz von Gertrud Sabor den neuen Verein „SG Moers“.


In den folgenden Jahren wurden nun unter der Leitung von Willi und Axel Thelen die nächsten Turnwettbewerbe durchgeführt. Auf dem „Moerser Landesturnfest“ 1950 wurde der SG Moers Vizemeister. Das 20jährige Bestehen wurde 2003 gefeiert, und auch das neue Vereinsheim, eine Idee und Planung von Willi und Axel Thelen wurde eingeweiht. Mit 57 Turnern ging es 2005 zum „Deutschen Turnfest“ nach Berlin. Der Verein zählte im Jahre 2011 560 Mitglieder, davon sind 220 Kinder und Jugendliche.


Eine erfolgreiche Turnerin war in den Jahren 1992-2000 Conny Hoppe. Erfolgreichstes Vereinsmitglied ist Axel Thelen, der an vier Meisterschaften teilnahm mit bester Platzierung Rang 6, vier Rheinische Meistertitel erang sowie siebenmal in der Ländermannschaft eingesetzt wurde. Nach vierjährigem Einsatz in der 1. und 2. Bundesliga wurde Axel Thelen Trainer des S. G. Moers.

Willi Thelen auf dem Deutschen Turnfest 1983.


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Von Axel Thelen und Edgar Schmitz. Gekürzte Fassung. Festschriften und Bildmaterial stellte freundlicherweise Willi Thelen zur Verfügung.

Quellenangaben:

Festbuch zum Bundesturnfest in Moers vom 14.-16. Juli 1950 Festschrift 60 Jahre Turnverein Scherpenberg 1896, vom 16.-18. Juni 1956

40 Jahre Sportverein Hochstraß-Scherpenberg e.V. 1921-61 Festschrift des TuS Moers zum 75/50-jähr. Vereinsjubiläum vom 19.-26. Juni 1971

Axel Thelen, Vereinsgeschichte Sport Gemeinschaft Moers 1983 e.V.

Deutsches Turnen, Turnerfest Frankfurt 1983, Nr. 7/8, S. 29 Deutsches Turnerfest Berlin 1987, S. 5

50 Jahre Turngau Moers e.V., Infoservice, 1.-3. März 1997 H. J. Lilott, Turnen 2001

H. J. Lilott und Kl. Faerber, 50 Jahre Turngau Moers 1997, S. 8, 103, 135, 139, 141, 154, 155-159. H.J.Lilott,Macht von dem Vorurtheil euch frei 1947-2007, S. 47, 60, 101, 102, 132, 135

H. J. Lilott, 60 Jahre Grafschafter Turnen 2007,

S. 38, 39 48, 57, 68, 73, 88, 99, 113

Willi Thelen, Moers