scherpenberg.de

scherpenberg .de

Die Homepage für Scherpenberger

Ein Bahnhof in Scherpenberg?

von Dr. Wilfried Scholten

Schon 1863 hatte Landrat Ernst von Ernsthausen die „Weltabgeschiedenheit von Moers“ beklagt. Fast 20 Jahre später erhielt die Kreisstadt ihren ersten Bahnhof – die Endstation „Krefelder Bahnhof“ der Krefelder Eisenbahngesellschaft.


Der zweite Bahnhof in Moers wurde an der Homberger Straße in Nähe des heutigen Vinzenzparks als Kopfstation der von Moers nach Homberg führenden BergischMärkischen Eisenbahn errichtet. Er gehörte zu der verkehrsintensiven Strecke zwischen der Kreisstadt und der aufblühenden Bergbaustadt Homberg. Auf ihr nahm am 1.1.1883 eine dampfgetriebene Kleinbahn den Betrieb auf. Sie beförderte nicht nur Personen, sondern auch Güter.


Für den wachsenden Personenverkehr der Kleinbahn wurde in den folgenden Jahren die Haltestelle in Scherpenberg wichtig. Sie lag an der Eckgastwirtschaft, für die Carl Müller 1898, Bernhard Kühnemann 1907 und Tilmann Heister 1911 die Schankkonzession erhalten hatten. Sie besaß einen Raum, in dem die Fahrgäste auf den „feurigen Elias“ warten konnten.


Dass ein Zug mit einer Dampflok, einem Packwagen und drei Personenwagen, der über eine der belebtesten Straßen zwischen Moers und Homberg mitten durch die dicht bebaute Homberger Innenstadt rollen sollte, anfangs Proteste der Anlieger und des Gemeinderates auslöste, liegt auf der Hand. Ihre berechtigten Einwände bewirkten jedoch nichts.


Einen ersten Aufschwung hatte die Dampfeisenbahn bereits im Sommer 1888 erlebt, nachdem am 8. Mai die Homberg-Moers-Ruhrorter Badeanstalt am Rhein eröffnet worden war und die Moerser Badegäste ermäßigte Fahrkarten erhalten konnten. An heißen Tagen sollten sogar „Extra-Badezüge“ eingesetzt werden.


Die Dampfeisenbahn wurde im Dezember 1908 von der elektrischen Straßenbahn abgelöst, nachdem wegen technischer Schwierigkeiten der Straßenbahnbetrieb vorübergehend mit einer Dampflok aufgenommen werden musste.


Als im Jahr 1909 die Planungen für die Güterstrecke Oberhausen-Hohenbudberg liefen, ging der Moerser Bürgermeister schon davon aus, dass Moers auch eine Station Scherpenberg erhalte und die Strecke nicht nur als Güterstrecke, sondern auch dem Personenverkehr dienen würde.

Die 1912 eröffnete Güterstrecke Oberhausen-Hohenbudberg verlief nach Ansicht des Moerser Heimatforschers Hermann Boschheidgen „in einer glücklichen Mitte zwischen Alt-Moers und Homberg“, die auch von den beiden wichtigen Bahnlinien Duisburg-Kleve (1904) und der projektierten Bahnlinie Oberhausen-Geldern genutzt werden konnte. Beide Linien hätte man in Scherpenberg in einem neuen Moerser Hauptbahnhof zusammenführen können.

Die Hoffnungen des Moerser Bürgermeisters erfüllten sich jedoch nicht. 1969 wurde die Güterstrecke sogar stillgelegt.


---

Auszüge aus Dr. Wilfried Scholten:

Moers zu Kaisers Zeiten, S. 124-126; S. 129 (geringfügig geändert)