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Ein Blick in die Geschichte unserer Gemeinde
von Heinrich Brinkmann (ehem. Stadtarchivar)
Der Stadtteil Scherpenberg gehörte früher zur Gemeinde Hochstraß. Das alte Hochstraß war eine selbständige Gemeinde und bildete im Verband mit den Gemeinden Asberg, Schwafheim. Vinn und Hülsdonk die Landbürgermeisterei Moers. Diese wurde in Personalunion von dem Bürgermeister der Stadt Moers mitverwaltet. Als Organ des Bürgermeisters fungierten in den Gemeinden die Ortsvorsteher. Der letzte Ortsvorsteher von Hochstraß war der Bäckermeister Friedrich Hüfken von der Scherpenberger Straße. Im Jahre 1906 erfolgte die Eingemeindung sämtlicher Vororte nach Moers.
Scherpenberg und Moerserheide sind keine politischen Bezeichnungen, sondern nur ortsübliche, erstere von einigen Höfen und letztere von der Bodenbeschaffenheit abgeleitete Namen. Die Moerserheide diente den Bürgern von Moers und den Anwohnern von Hochstraß-Westerbruch zur gemeinsamen Viehweide. Es stand jedem Berechtigten frei, Vieh in beliebiger Zahl unter der Aufsicht eines Stadthirten dort weiden zu lassen. Die Aufsicht über die Moerserheide führten zwei Bahnenmeister, die darüber zu wachen hatten, daß kein fremdes Vieh auf die Weide getrieben wurde. Als in der Franzosenzeit der Unterschied zwischen Bürger und Einwohner schwand, fand auch die Gemeinheitswirtschaft auf der Moerserheide, die reines Kommunaleigentum war, ihr Ende. Im 17. Jahrhundert ist ein Teil der Heide vermessen worden. Die Vermessungskarte von 1679 dürfte wohl die älteste Flurkarte sein, die von einem Teil der Gemarkung, die den Namen "Birck" führt, noch erhalten ist.
Otto Ottsen (Die Geschichte der Stadt Moers) vermutet, daß die Moerserheide einst eine große Insel des Rheins gewesen ist. Als der Rhein in den Jahren 1270 - 1280 sein heutiges Bett zwischen Duisburg und Ruhrort schuf, änderten sich auch die Wasserverhältnisse bei Moers ganz bedeutend. Bis in diese Zeit machte der Rhein eine große Schleife, die sich von Uerdingen über Asberg bis zur Kreuzung "Steinschen" erstreckte. Bei den häufigen Überschwemmungen war mithin das Gebiet von Moers bis Homberg eine große Insel; bewaldet und sumpfig, worauf der Flurname "Obere Birk" auch noch hindeutet, denn die Birke ist das Gehölz sumpfiger Gegenden.
Mitten durch Asberg und Hochstraß ging die damals einzige größere Verkehrsstraße, die Römerstraße, die am Rhein entlang über Köln, Neuß, Asberg nach Xanten führte. Diese befestigte und daher "Hohe Straße", die oftmals durch unebenes und sumpfiges Gelände führte, gab der Gemeinde Hochstraß den Namen. Bis 1850 war diese Römerstraße der einzige Postweg. Auf dem Hofe von Putz (lag gegenüber der Hochstraßer Kirche, 1974 abgebrochen), war die Poststation und der jeweilige Besitzer war stets auch der Posthalter. Er war der angesehendste Mann im Ort und hat Könige und Fürsten mit seinem geschmückten Wagen und Postillionen abholen und zu Feste halten dürfen, so auch Friedrich den Großen. Auch Napoleon ist auf diesem Hofe für kurze Zeit eingekehrt. In späteren Jahren wurde von Kaldenhausen-Trompet aus eine bessere Straße über Moers nach Rheinberg angelegt und der Postverkehr über Hochstraß wurde eingestellt.
Die Homberger Straße, die mitten durch Scherpenberg führt, ist der alte Weg von Moers nach Homberg. Schon im Jahre 1876 bestand zwischen Moers und Homberg ein lebhafter Personenverkehr durch 14 Postfahrten täglich. Mit der Zeit reichte dieser Postverkehr nicht mehr aus und eine Pferdebahn sollte gebaut werden. Im Jahre 1881 baute die BergischMärkische Eisenbahngesellschaft auf der Strecke von Moers nach Homberg eine Eisenbahnstrecke. Am 1. Januar 1883 konnte diese in Betrieb genommen werden. Die Strecke führte von Moers-Bahnhof bis Homberg zum Hebeturm. Haltestelle in Scherpenberg war die frühere Gastwirtschaft Heister.
Der Bergbau und die damit verbundene Zunahme der Bevölkerung drängten zu einer besseren und neuzeitlichen Regelung der Verkehrsfragen. Aus Kreisen der Bevölkerung kamen immer wieder Beschwerden über den Betrieb der Eisenbahn. Inzwischen unterließ man auch noch die unbedingt notwendige Unterhaltung des Schienengleises. Bei Regenwetter spritzte die Lokomotive den unter den Schienen angesammelten Schmutz bis an die Schaufensterscheiben. Der letzte Dampfzug fuhram 30. 9.1908 auf dieser Strecke. Anschließend kam die Straßenbahn. Der Betrieb war zunächst nur eingleisig und ab Dezember 1908 doppelgleisig. Bis zum 31. 12. 1912 bestand die Straßenbahnstrecke nur zwischen Moers-Steintor (Königlicher Hof) bis Homberg-Bahnhof bzw. Brückenrampe. Nach Fertigstellung der Rheinbrücke übernahm die Straßenbahn Moers-Homberg die Straßenbahnstrecke über die Ruhrorter Rheinbrücke. Im Jahre 1914 wurden die Gleise durch die Innenstadt bis zum Neutor (Steinschen) erweitert. Der Straßenbahnverkehr wurde im April 1953 eingestellt und O-Busse rollten nun für ein Jahrzehnt auf dieser Strecke. Heute wird der Personenverkehr mit Bussen bewältigt.
Die Entwicklung der Gemeinde Hochstraß ging sehr langsam vor sich. Es wurde fleißig Ackerbau betrieben. Der Landarbeiter arbeitete für 30 Pfg. Tagelohn und freie Kost getreu bei seinem Bauer. Als um 1870 in Homberg durch Franz Haniel die Kohleförderung begann, da schien es etwas besser zu werden. Jedoch stieß man beim Abteufen der Schächte auf so große Schwierigkeiten, daß vorläufig nur wenige Arbeiter Beschäftigung fanden. Um 1885 waren die Schwierigkeiten überwunden und die Kohleförderung stieg von Jahr zu Jahr. Nach einer Bauzeit von mehreren Jahren wurden im Januar 1904 auf der Zeche Rheinpreußen, Schacht IV, die ersten Kohlen gefördert, Jahrzehnte fuhren auf diesem Schacht die Bergleute an. Anfang der sechziger Jahre wurde die Kohleförderung eingestellt und seitdem dient dieser Schacht nur noch als Wetterschacht. Das ganze Gelände kaufte die Stadt Moers und heute ist dort Kleinindustrie angesiedelt.
Mit dem Bergbau nahm die Baulust allmählich zu. Zunächst baute man schon in Homberg und Hochheide kleinere Familienhäuser und später auch in Scherpenberg und Hochstraß. Viele Leute erhielten auf der Zeche Arbeit und kauften sich für wenig Geld - 3 bis 5 Mark die Rute - Baustellen mit großen Gärten. So entstanden im östlichen Teil von Hochstraß, dem heutigen Scherpenberg, eine ganze Reihe Wohnhäuser.
Das Schulwesen hatte eine ähnliche Entwicklung. Nach 1800 taten sich die Bauerschaften Hochstraß, Westerbruch und Scherpenberg der Bürgermeisterei Moers mit den Bauerschaften Meerbeck, Uettelsheim und der Bürgermeisterei Baerl zusammen und bildeten einen Schulbezirk. Das erste Schulzimmer war in einem Nebengebäude des Wypaschhofes im Westerbruch. Der erste Lehrer hieß Driesen. Sein Nachfolger Stallmann erhielt 1810 ein neues Schulhaus an der Hattropstraße. 40 Schüler wurden damals in dieser neuen Schule unterrichtet. Später trennten sich die Gemeinden Meerbeck und Uettelsheim und bauten die in Gerdt stehende Schule.
Im Jahre 1883 war die Schülerzahl so gewachsen, daß in Scherpenberg eine Schule mit 2 Klassen errichtet wurde (Ulmenstraße/Ecke Obere Birk). Bald darauf mußte sie schon erweitert werden. Bedingt durch den Bergbau siedelten immer mehr Bürger auch in Scherpenberg an und diese Schule reichte nicht mehr aus. Am 15. Juni 1908 wurde dann die evangelische Volksschule Moerserheide eingeweiht und ihrer Bestimmung übergeben. Erster Leiter an dieser Schule war Rektor Ködding. Die alte Schule diente viele Jahre noch als Notunterkunft und wurde später abgebrochen.
Vor dem ersten Weltkrieg wurde der Bahndamm in Scherpenberg gebaut und am 1. Oktober 1912 rollten die ersten Güterzüge über die neue Eisenbahnstrecke von Oberhausen nach Hohenbudberg. In beiden Kriegen fuhren über diese Strecke unzählige Militärzüge an die Front.
Im Zuge der Elektrifizierung der Eisenbahnstrecke in Moers konnte dieser Bahnkörper aufgegeben werden und in den sechziger Jahren wurde der Güterzugbetrieb eingestellt. Der Bahndamm wurde abgetragen und für den Neubau der Autobahnstrecke Duisburg-Venlo als Unterbau benötigt. Dieser Bahndamm sollte bei der kommunalen Neugliederung im Jahre 1974 für den Stadtteil Scherpenberg eine wichtige Rolle spielen. Nach den Plänen der Neuordner in Düsseldorf sollte der Moerser Stadtteil Scherpenberg bis zum früheren Bahndamm nach Duisburg eingemeindet werden. Dieses Schicksal wäre besiegelt worden, wenn nicht die Bürger Scherpenbergs, die evangelische und die katholische Kirche aber auch Rat und Verwaltung der Stadt durch ständige Proteste und Eingaben schließlich erreicht haben, dass man sich den zwingenden Argumenten für ein weiteres Verbleiben Scherpenbergs im Kommunalverband Moers in Düsseldorf nicht verschließen konnte.
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Vielen Dank an das HP-Team der ev. Kirchengemeinde Scherpenberg für die Überlassung der Bilder und Texte.
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